Manchmal trifft man so einen Sonderling; vielleicht einen Freak, hätte man früher anerkennend, heute eher abschätzig gesagt, mit langen Haaren, Discounter-Jeans und leicht geröteten Augen, der etwas schüchtern, fast schon ein wenig linkisch beim Bäcker zwei Brötchen bestellt, dazu einen Piccolo; oder einen Flaschensammler, morgens um sechs, einen Rentner vielleicht, der mit wachsamem, kritischem Blick und gespitztem Spazierstock die Mülleimer nach Pfandgut untersucht.
Johannes Baerlap, selbst ein solcher Sonderling, schreibt über seine Erfahrungen in der Welt der psychiatrischen Anstalten, der Welt der Opfer und Täter, der Obdachlosen und Beinahe-Obdachlosen, der Vergessenen unserer Gesellschaft.
In seinen zum Teil autobiografisch gefärbten Erzählungen und Gedichten trifft eine verletzliche, doch reiche und in den Tiefen metaphysischer Einsicht wurzelnde Seelenverfassung auf eine oft brutale, auf Pragmatismus und Rentabilität ausgerichtete Wirklichkeit professioneller „Helfer“, die Sonderlingen wie ihm gewöhnlich keinerlei Verständnis entgegenbringen und sie lediglich als zu kurierende Irre betrachten, als Verirrte, Unfähige, Kranke, ohne die ihnen eigene Welt je wahrzunehmen oder auch nur in einem Teil als sinnvoll, gerechtfertigt oder gar nützlich zu akzeptieren.
„Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sich von ihren Leidenschaften trennte und ihr kleine, zarte Flügel wuchsen. Es war eine Entwicklung, die jede Elfe durchmachen musste. Bei mir fing es auch schon an. Meine Füße schmerzten, und wenn ich ging, humpelte ich. Das war das erste Zeichen. Wenn der Mensch sich zum Elfen wandelt, bekommt er zuerst Klumpfüße.“
Johannes Baerlap, Ein Schiff, die Narren und die Rose mit dem Schwert
Johannes Baerlap hat mehrere Bände mit kurzen und längeren Erzählungen, Gedichten und einem Theaterstück veröffentlicht, die auch als Hörbücher erhältlich sind, vom Autor selbst eingelesen.